Lavamann
- „Mein gefährlichster Stunt war nicht einmal in der finalen Schnittfassung von Die Rückkehr der Jedi-Ritter – Jabbas Palast, ich war als ‚Lightman‘ verkleidet. Ich hatte über 100 Glühbirnen an meinem Körper befestigt und musste über das Set laufen. Die Hitze war unerträglich und ich hatte immer das Problem, über die vielen an mir befestigten Drähte zu stolpern, da ich nichts sehen konnte. Der gefährlichste Stunt einer Crew war in Die Rückkehr der Jedi – das Double für Han Solo fiel von Jabbas Barke, sein Gurtzeug riss und brach ihm die Beine, als er in die Grube fiel.“
- — Peter Diamond in einem Interview [1] (Quelle)
Der „Lavamann“, auch bekannt als „Light Bulb Man“ (engl. für „Glühbirnenmann“) oder „Lightman“ (engl. für „Lichtmann“), war ein letztlich ungenutztes Konzept für den Film Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter, das der Monster Shop, die für das Design neuer Spezies zuständige Abteilung von Industrial Light & Magic, für den ersten Akt in Jabbas Palast entwickelte. Es sollte sich um ein Wesen aus reinem Licht handeln, das sich in einigen Einstellungen im Hintergrund durch den Palast bewegt. Zu diesem Zweck wurde ein Kostüm aus einem Rennfahrer-Overall und über 100 Glühbirnen angefertigt, das der Stuntkoordinator Peter Diamond und ein anderer Darsteller an mehreren Drehtagen trugen, um die Umgebung des Wesens glaubhaft auszuleuchten. Die Schauspieler sollten in der Postproduktion digital durch eine Computergrafik des „Lavamanns“ ersetzt werden. Letztlich wurde das Konzept aufgrund terminlicher Probleme des Monster Shops und der erhöhten Geschwindigkeit der Filmhandlung in der finalen Schnittfassung aufgegeben und die bereits angefertigten Aufnahmen verworfen. Peter Diamond beschrieb die Drehzeit in dem Kostüm, das sich aufgrund der zahlreichen Glühbirnen stark erhitzte, als seinen gefährlichsten Stunt während der gesamten Produktion von Die Rückkehr der Jedi-Ritter.
Entwicklungsgeschichte[Bearbeiten]
- „Es war lange vor der Überfrachtung mit Blue- und Green-Screen-Effekten, und Peter Diamond war immer noch ein sehr beliebtes Mitglied der Besetzung und der Crew. Als Stuntman war ihm die Gefahr nicht fremd. Aber dies schien zu weit zu gehen. Nachdem er zuerst als mörderischer Tusken-Räuber aufgetreten war, war er hier in einem weiteren bizarren Outfit zu sehen. Stromkabel hinter sich herziehend, schritt er langsam - und sehr vorsichtig - durch Jabbas Thronsaal. Er war in eine Art Isolieranzug gekleidet. Seine ausgestreckten und verlängerten Arme waren mit Reihen von zerbrechlichen Glühbirnen geschmückt, wie bei einem grässlichen Umzugswagen. Sein äußeres Leuchten war geradezu hypnotisierend. Ebenso wie der Gedanke, dass er jeden Moment einen Stromschlag bekommen könnte. Die Idee war, dass er eine wandelnde Lichtquelle für eine später hinzugefügte Kreatur sein würde. Das war einer der wirklich spannenden Momente am Set. Peter überlebte, die Idee jedoch nicht.“
- — Anthony Daniels in seiner Autobiografie über den Lavamann [2] (Quelle)
Während der Vorproduktion von Die Rückkehr der Jedi-Ritter beauftragte George Lucas den mit der Entwicklung neuer Spezies und Kreaturen betrauten Monster Shop von Industrial Light & Magic damit, Vorschläge für Hintergrundcharaktere des Films zu designen. Er gab den Konzeptkünstlern eine Woche, um neue Kreaturen zu entwickeln und entsprechende Maquetten zur Ansicht vorzubereiten. Als ihm seine Mitarbeiter ihre Ideen vorstellten, wählte er darunter unter anderem Entwürfe für den späteren Admiral Ackbar und die gamorreanischen Leibwachen in Jabbas Palast aus. Weitere Vorschläge arbeitete er in seinen bis dahin noch unfertigen Drehbuchentwurf ein.[3] Nach einer Diskussion mit George Lucas und Richard Marquand reichte der Designer Jim Bloom im Zuge dieser Initiative ein Memo ein, in dem er vier neuartige Kreaturen für die Szenen in Jabbas Palast vorstellte, die während der Dreharbeiten von Stuntleuten dargestellt und im Verlauf der Postproduktion digital durch optisch verbesserte Animationen ersetzt werden sollten.[4] Das auf den 11. August 1981 datierte Memo stellte neben dem „Lavamann“ auch den durchsichtigen „Amoeba Man“, den bis dahin noch nicht visualisierten „Stop Motion Man“ und den „Fog Man“, ein Wesen aus Nebel, vor. Alle vier Konzepte wurden unter Vorbehalt zur weiteren Evaluation angenommen. Der Grafiker Joe Johnston fertigte mehrere Konzeptzeichnungen des Wesens an, die einen orange glühenden, anthropomorphen Klumpen Lava darstellten.[5] Bei den Ideen für den „Lavamann“ handelte es sich nur um erste Entwürfe, die den Produktionsnotizen zufolge noch weitreichenden Änderungen unterzogen werden sollten.[4] Das Wesen sollte eine Art Führer für Anthony Daniels' Charakter C-3PO in den dunklen Gängen von Jabbas Palast darstellen. Darüber hinaus waren kurze Auftritte in mehreren weiteren Aufnahmen der Palastflure und des Thronsaals vorgesehen.[6]
Im Zuge der Dreharbeiten in den Elstree Studios nördlich von London wurden im Januar 1982 auch probeweise mehrere Einstellungen mit dem „Lavamann“ aufgenommen. Zu diesem Zweck fertigte die Requisitenabteilung ein spezielles Kostüm für den Darsteller. Dazu wurden auf dem isolierten Overall eines Rennfahrers über 100 Glühbirnen angebracht und miteinander verdrahtet. Das Kostüm wurde anschließend an die Stromversorgung angeschlossen. Das mit Glühbirnen besetzte Kostüm sollte in der Postproduktion digital entfernt werden und diente einzig dazu, die Umgebung so auszuleuchten, dass sich der geplante „Lavamann“ glaubhaft in die Szene einfügen würde. Für die ersten Aufnahmen der Figur wurde der Stuntkoordinator Peter Diamond verpflichtet, der in dem Film unter anderem einen Scoutsoldaten, einen Weequay und einen Sturmtruppler spielte und die Schwertkampfszenen choreografierte. In einem später von den Betreibern der Fanwebseite StarWarz.com mit Diamond durchgeführten Interview bezeichnete der Stuntman seine Aufnahmen als „Lavamann“ als seinen gefährlichsten Stunt während der Dreharbeiten zu Die Rückkehr der Jedi-Ritter. Seine einzige Aufgabe habe darin bestanden, einige Male über das Set zu laufen, während die Kamera einen Schwenk durch Jabbas Palast vollzog.[7] Dabei passierte er auch die Thronsaal-Kulisse.[8] Er beschrieb die von den zahlreichen Glühbirnen abgegebene Hitze als unerträglich und gab an, mehrfach über die unzähligen Drähte an seinem Rücken gestolpert zu sein. Insbesondere die Tatsache, dass auch sein Gesicht von dem Kostüm verdeckt und von Glühbirnen angestrahlt worden sei, habe ihm die Orientierung erschwert und zu mehreren Stürzen geführt. Andererseits habe er aufgrund dieses Umstands keinerlei spezielles Make-Up wie die meisten anderen Statistenrollen benötigt.[7] Anthony Daniels beschrieb den Dreh der Szenen als einen der spannendsten Momente am Set, insbesondere, da stets die Gefahr bestanden habe, dass Diamond einen Stromschlag erleiden konnte.[8] Im weiteren Verlauf der Dreharbeiten spielte Diamond den Weequay Rintel Aren, sodass die Aufgabe, das „Lightman“-Kostüm zu tragen, an einen anderen, in den Produktionsnotizen nicht namentlich genannten Stuntman fiel. Mit diesem Darsteller wurden während der Dreharbeiten am 28. Januar sowie am 1. und 3. Februar 1982 weitere Einstellungen mit dem „Lavamann“ in verschiedenen Winkeln des Sets für Jabbas Palast aufgenommen. Dabei kam eine überarbeitete Version des „Lavamann“-Kostüms mit zusätzlichen Glühbirnen auf dem Torso zu Einsatz.[6] In den Einstellungen passierte der Darsteller unter anderem den von Anthony Daniels gespielten C-3PO und eine gamorreanische Wache[5] sowie Ephant Mon. Letztlich wurden die Aufnahmen des „Lavamanns“ als eines von nur wenigen Konzepten Jim Blooms nicht für die finale Schnittfassung verwendet.[3] Industrial Light & Magics Monster Shop war aufgrund des hohen Zeitdrucks nicht mehr dazu in der Lage, die benötigten Grafiken zu entwickeln, da die Masken für Admiral Ackbar und die Gamorreaner mehr Aufwand erforderten als ursprünglich veranschlagt und nach Abschluss der übrigen Kreaturendesigns im September 1982 keine Zeit mehr für den entbehrlichen „Lavamann“ blieb.[4] Darüber hinaus passten die eher ruhigen Aufnahmen mit dem Wesen nicht mehr in das allgemein schnelle Tempo der fertigen Schnittfassung.[6] Einige Aufnahmen des „Lightman“ wurden erstmalig im Jahr 2004 im Rahmen einer Kurzdokumentation über das Tatooine-Set auf der DVD-Veröffentlichung von Die Rückkehr der Jedi-Ritter präsentiert.[3] Weiteres Bildmaterial der probeweisen Aufnahmen und Konzeptzeichnungen wurde in dem Buch Das Star Wars Archiv – Episode IV-VI abgedruckt. In Jim Blooms Memo wurde die Kreatur als „Lavaman“ bezeichnet, was in Das Star Wars Archiv als „Lavamann“ übersetzt wurde.[5] Die Produktionsnotizen und Tagesdispositionen benannten das Wesen schlicht als „Lightman“, während mehrere Fanseiten aufgrund des absonderlichen Kostüms den Begriff „Light Bulb Man“ prägten.[6]
Literatur[Bearbeiten]
- Das Star Wars Archiv – Episode IV–VI (Seite 418)
- I Am C-3PO: The Inside Story (Kapitel 38)
- The Making of Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter (Kapitel 4)
Weblinks[Bearbeiten]
- Inside Jabba's Palace auf StarWarz.com
- Deleted Scene: Enter the „Lightman“ auf StarWarsAficionado.com
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Eigenübersetzung: „My most dangerous stunt wasn't even in the Return of the Jedi final cut – Jabba's palace, I was dressed as a ‚Lightman‘. I had over 100 electric bulbs attached to my body and had to walk across set. The heat was unbearable and I always had the problem of tripping up over the many wires attached to me as I could not see. The most dangerous stunt by any crew was in Return of the Jedi – the double for Han Solo fell off of Jabba's barge and his harness snapped breaking his legs as he fell into the pit.”
- ↑ Eigenübersetzung: „It was long before the abundance of blue and green screen effects and Peter Diamond was still very much a popular member of the cast and crew. As a stuntman he was no stranger to peril. But this seemed to be going too far. First having appeared as the murderous Tusken Raider, here he was in another bizarre outfit. Trailing electric cables behind him, he walked slowly – and very carefully – across Jabba's throne room. He was garbed in some kind of insulating suit. His outstretched and elongated arms were dressed with rows of fragile light bulbs like some ghastly parade float. His outer glow was mesmerising. So was the thought that he might get electrocuted at any moment. The idea was that he would provide a travelling source of light for some creature character that would be drawn in and added later. It was one of the moments of real suspense on the set. Peter survived but the idea didn't.”
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter (BluRay-Bonusmaterial: Kurzdokumentation „Tatooine“)
- ↑ 4,0 4,1 4,2 The Making of Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Das Star Wars Archiv – Episode IV–VI
- ↑ 6,0 6,1 6,2 6,3 Deleted Scene: Enter the „Lightman“ auf StarWarsAficionado.com
- ↑ 7,0 7,1 Inside Jabba's Palace auf StarWarz.com
- ↑ 8,0 8,1 I Am C-3PO: The Inside Story