Jedipedia:OSWM 84

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Kriegsgewinne(r)
Wirtschaftliche Hintergründe der Klonkriege

Themen wie die „Besteuerung der Handelsrouten“ lösen im Allgemeinen nicht unbedingt Begeisterungsstürme aus – und auch das Kinopublikum war seinerzeit wohl eher verwirrt, als im Lauftext der damals heiß erwarteten ersten Episode der Saga davon zu lesen war. In den folgenden beiden Filmen brechen unzufriedene Konzerne gar einen galaktischen Krieg vom Zaun. Mit diesem politischen und ökonomischen Hintergrund hebt sich die Prequel-Trilogie deutlich von den in dieser Hinsicht einfacher gestrickten Abenteuern von Luke, Han und Leia ab. Doch hinter den vermeintlich langweiligen Vorgängen und Debatten verbirgt sich längst nicht nur die unsichtbare Hand des Marktes, sondern ein komplexes Netz von Mächten und Interessen. Manipuliert von Darth Sidious provozieren die größten Persönlichkeiten der galaktischen Wirtschaft einen Krieg, der sich über drei Jahre, zwei Filme und eine Animationsserie erstreckt …

Ein so simpler Vorwand wie die Besteuerung der Freihandelszonen im Mittleren und Äußeren Rand kann natürlich nur ein vorgeschobener Grund für den Eintritt in einen Konflikt von galaktischer Bedeutung sein. Hinter den Kulissen hat der Sith-Lord Darth Sidious seine Finger im Spiel! Nute Gunray, der gar nicht wie ein Wirtschaftsgenie auftretende Vizekönig der Handelsföderation, lässt dazu das beschauliche Naboo besetzen. Als seine Invasion scheitert, wendet sich der Neimoidianer an Dooku, einen ehemaligen Jedi und vermögenden Count von Serenno. Dooku, seines Zeichens Sidious’ neuer Sith-Schüler, gründet die Separatistenbewegung, die zehn Jahre nach den Ereignissen auf Naboo den Austritt mehrerer Tausend unzufriedener Sternensysteme aus der Republik auslösen wird. Dooku versammelt dabei die Vertreter der fünf mächtigsten Konglomerate der Galaxis auf Geonosis, um ihren Beitritt zu seiner Konföderation Unabhängiger Systeme zu verhandeln. Aus Protest gegen die strengen wirtschaftlichen Auflagen der Republik tritt die finanzstarke, von Präsidentin Shu Mai angeführte Handelsgilde Dookus Bund gegen den Galaktischen Senat bei – unter der Auflage natürlich, in einem so frühen Stadium noch nicht offen in die Angelegenheiten der Separatisten verwickelt zu werden. Als ob die geballte Marktmacht der Gilde nicht genug wäre, unterstützt auch San Hill, der bleiche, schlaksige Vorsitzende des InterGalaktischen Bankenclans, die Bewegung unter dem gleichen Vorbehalt. Das Kriegsgerät für den bevorstehenden Konflikt mit der Republik steuert Wat Tambor bei, der in einem Druckanzug steckende Leiter der Techno-Union.

Und als ob nicht bereits genügend Kapital beisammen wäre, nutzt auch Passel Argente, der Magistrat der Handelsallianz, die Gunst der Stunde und schließt sich den Separatisten an. Im Gegenzug für den Beitritt zu seiner Konföderation stellt Dooku ihnen allen weitreichende steuerliche Vorteile in Aussicht. Außerdem plant er, sämtliche Handelshemmnisse auszuräumen und die Zölle zu verringern. Durch diesen völlig freien Handel sollen die Gewinne der Konzerne nie dagewesene Höhen erreichen. Neben den Großkonzernen schließen sich diverse kleinere Unternehmen der Konföderation an, darunter der Händlerclan, der später an der Invasion auf die Kristallwelt Christophsis beteiligt ist. Auch zahlreiche bedeutende Senatoren unterstützen die Separatisten, darunter Toonbuck Toora von Sy Myrth oder Rogwa Wodrata. Besonders wichtig sind Tikkes – ein Quarren, der unter anderem die Pammant-Werften und das Pionierkorps der Freiwilligen für ein freies Dac vertritt – und der Aqualishaner Po Nudo, dem die Leitung des Hyperkommunikationskartells als Alternative zum republikanischen HoloNet übertragen wird. Eine Eingreiftruppe der Republik unter Wilhuff Tarkins Kommando vernichtete bereits zu Beginn des Krieges die Relaisstationen bei Murkhana und verhinderte so, dass die Schattenpost der Separatisten die Welten entlang der Perlemianischen Handelsroute erreichte.

Nahezu unverzichtbar für den Erfolg der Separatisten ist der ungezügelte Fleiß der Arbeiterdrohnen in den riesigen geonosianischen Droidenfabriken, die B1- und B2– Kampfdroiden fertigen. Nach eigenen Angaben sind die konföderierten Droiden den Klontruppen zahlenmäßig 100 zu 1 überlegen. Die Fertigungsbetriebe gehören eigentlich der Techno-Union an, doch ist die Produktivität der Geonosianer für die Konföderation so entscheidend, dass Erzherzog Poggle der Geringere einen eigenen Sitz im Rat der Separatisten zugesprochen bekommt. Nach der Eröffnungsschlacht auf Geonosis macht die Republik die Droidenfabriken dem Erdboden gleich. Nur die Finanzstärke des Bankenclans und die Arbeitswut von Poggles Leuten ermöglicht den Wiederaufbau innerhalb von weniger als einem Jahr. Nicht das einzige kostspielige Unterfangen: Für die Neuentwicklungen der Techno-Union plündern Dooku und Sidious besonders in der Endphase des Krieges mehrfach die Kassen der Handelsföderation.

Die Galaktische Republik setzt sich zwar nicht aus Wirtschaftskonglomeraten zusammen, ist für ihre Kriegsführung aber dennoch auf die Unterstützung von Unternehmen angewiesen. Die Grundlage ihres Militärs bilden die 3,2 Millionen Klonkrieger, die die kaminoanischen Kloner herangezüchtet, ausgebildet sowie mit Rüstungen und BlasTechs Blasterwaffen ausgestattet haben. Die republikanischen Sternenzerstörer der Venator-Klasse stammen von den Kuat-Triebwerkswerften, die Sternenjäger von Kuat-Systemtechnik. Andere Schiffe und Fahrzeuge produziert mit Rothana-Schwermaschinenbau ein weiteres Tochterunternehmen. Kuat ist damit für fast alle Schiffe und Bodenfahrzeuge der republikanischen Armee verantwortlich – eine äußerst vorteilhafte Position. Eine Vielzahl weiterer Rüstungsunternehmen – beispielsweise die Rendili-Raumschiffswerften, die Mekuun-Gesellschaft oder Taim & Bak – tragen jedoch ebenfalls nur zu gerne zu einem schlagkräftigen Militär bei.

Die Aufstellung und Erhaltung der republikanischen Armee ist von einem stetigen politischen Prozess begleitet. Immer wieder stößt die Frage, ob man noch mehr in das Militär investieren, die Truppen aufstocken und die Kämpfe ausweiten soll, eine längere Debatte im Senat an. So gehören beispielsweise die kaminoanische Senatorin Halle Burtoni und Umbaras Vertreter Mee Deechi zu den Befürwortern solcher Maßnahmen. Padmé Amidala, Bail Organa, Mon Mothma, Onaconda Farr und weitere wollen die Militärausgaben begrenzen und die Produktion weiterer Klontruppen verhindern. Der Senat stimmt letztlich immer wieder zugunsten der Kriegsbefürworter. Kurz vor dem Ende der Klonkriege erhält Kanzler Palpatine durch eine Verfassungsänderung, das sogenannte Sektorkontrolldekret, das Recht, Gouverneure in die Territorien der Republik zu entsenden, um benachbarte Systeme zu kooperativen Einheiten zusammenzufassen und alle Produktionsanlagen auf Kriegswirtschaft umzustellen. In der Auseinandersetzung zwischen Kampfdroiden und Klonsoldaten werden wirtschaftlich attraktive Planeten immer wieder zu einem Kriegsschauplatz. Ukio, die Kornkammer der Republik, Mygeeto, der Tresor des Bankenclans, oder Atraken und Khorm mit ihren natürlichen Bodenschätzen, werden zum Mittelpunkt des Interesses beider Seiten.

Zermürbende, oft mit der Zerstörung des umkämpften Schatzes endende Schlachten um einen kleinen strategischen Vorteil in einem unüberschaubaren Krieg sind die Folge. Hinter den Kulissen investiert die Konföderation Unabhängiger Systeme derweil Unsummen in die Konstruktion eines „absoluten Machtinstruments“ durch die Geonosianer. Obi-Wan Kenobi und Anakin Skywalker stoßen bei einer Mission auf Utapau auf eine Lieferung von als Energiequelle verwendeten Kyberkristallen, ohne das Ausmaß des dahinterstehenden Projekts zu erahnen. Das Imperium macht die Erfindung nach Kriegsende zum zentralen Angstmacher ihres Militärs und tauft sie auf den Namen „Todesstern“. Als der Bau der Kampfstation weit genug vorangeschritten ist, säubert das Imperium die Heimatwelt der Geonosianer – eine Vorsichtmaßnahme, die beinahe ihre gesamte Spezies auslöscht. Dennoch: Mit von der University of Pennsylvania in unserer Galaxis geschätzten Baukosten in Höhe von 852.000.000.000.000.000 Dollar – dem 13.000-fachen Bruttoinlandsprodukt des Planeten Erde – dürfte der Bau des Todessterns das attraktivste Rüstungsprojekt seiner Zeit gewesen sein. Letzten Endes wissen wir jedoch alle, wie schnell die bis dahin größte Investition des Imperiums in einer Abschreibung endete. Es lohnt sich in jedem Fall immer, der Spur des Geldes zu folgen. Egal ob bei kleinen Streitereien oder bei den ganz großen.


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Beitrag erstmals erschienen im Offiziellen Star Wars Magazin Nr. 84. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Offiziellen Star Wars Magazins. © & TM 2016 Lucasfilm Ltd. All rights reserved. Used under authorization.