Jedipedia:Events/Schreibwettbewerb/Kilian K.

Aus Jedipedia

Über den Autor[Bearbeiten]

Kilian ist 27 Jahre alt und lebt in Hessen.


Es folgt der Beitrag, dessen Inhalt nicht unter GDFL steht, die Rechte daran liegen allein beim Urheber:


Der schmale Grad[Bearbeiten]

Corvus hielt die Augen geschlossen. Das Shuttle wackelte und schüttelte sich. Von draußen drang der Lärm an seine Ohren. Krachen, Donnern, Zischen: Kampfeslärm. Innerhalb des Landungsschiffes war es dagegen völlig ruhig. Wie er hatten viele seiner Sturmtruppler-Kameraden ihren Helm im Schoß liegen und starrten ins Leere. Für fast alle, ihn selbst eingeschlossen, war es der erste richtige Kampfeinsatz. Die wenigen, die einen Helm trugen, wollten wohl in erster Linie ihre Furcht verbergen. Nicht das Corvus ohne Angst war, ganz im Gegenteil, aber er wollte so lange wie möglich die frische Luft genießen. Wenn man denn die von Schweiß, Öl und Abgas geschwängerte Luft im Shuttle so nennen konnte. Einzig der Kommandant ihres Platoons schien völlig unbeeindruckt von der kommenden Schlacht. Regungslos stand er in der Tür zum Cockpit und beobachtete die Manöver der Piloten. Soweit Corvus wusste, war Faust ein Veteran der Klonkriege und die Schlacht war sein zu Hause. Der galaktische Bürgerkrieg war längst vorüber, doch einige Rebellengruppen stifteten immer wieder Unruhe. So auch auf diesem kleinen Planeten im äußeren Rand: Bomaha. Der Geheimdienst hatte hier ein ganzes Nest dieser Verräter aufgetan.

Der junge Sturmtruppler hatte keine Zeit, weiter seinen Gedanken nachzuhängen, denn die Landung stand bevor.

„Helme auf Soldaten“, befahl Faust mit lauter Stimme. „Aufstellung einnehmen und Waffen entsichern! Macht euch bereit!“

Der Offizier ging direkt vor der Ausstiegsrampe in Stellung. Dahinter folgte der Rest des Platoons in Fünferreihen. Corvus‘ Platz war in der Sechsten.

Mit einem heftigen Ruckeln und einem Platschen setzte der Transporter der Sentinel-Klasse auf dem Boden auf. Corvus atmete tief durch und festigte den Griff um sein E-11. Surrend senkte sich die Luke und eröffnete den Blick auf etwa Knie hohes Wasser, das in seichten Wellen auf einen Strand traf. Von einem Augenblick auf den anderen vervielfachte sich der Lärm und ließ Corvus Adrenalinspiegel in die Höhe schießen.

Mit einem „Für Ehre und Pflicht! Für den Imperator“ prescht der Kommandant los und die Truppe folgte ihm. Doch sie kamen nicht weit. Sobald die ersten Sturmtruppen den Schutz des Shuttels verlassen hatten wurden sie von einer Salve aus Laserkanonen niedergemäht. Faust fiel als erster. Ein Schuss traf in genau auf die Brust und schleuderte ihn einige Meter nach hinten, sofort war er in den Wellen verschwunden. Der Schock fuhr Corvus durch die Glieder und mitten auf der Rampe blieb er stehen. Der nachfolgende Soldat konnte nicht mehr reagieren und rannte von hinten auf ihn drauf. Corvus stolperte vornüber und prallte auf die Rampe. Von dort fiel er ins Wasser. Er konnte nur noch sehen wie ein weiterer Laserstrahl den Kameraden hinter ihm niederstreckte.

Das kalte Wasser verdrängte die Panik und die Furcht für einen Moment und Corvus war für den Augenblick wieder bei klarem Verstand. Tauchend rettete er sich ans Ufer und robbte bäuchlings auf dem Sand entlang bis er ein großes Trümmerteil erreichte, hinter dem er sich verstecken konnte. Nicht viele seiner Begleiter hatten das gleiche Glück.

Nach einer kurzen Verschnaufpause schaute er sich um, aber was er jetzt sah hatte er nicht erwartet: Die Truppenlandung war ein einziges Massaker. Überall lagen leblose Körper in ihren weißen Särgen. Viele Landungsboote hatten es gar nicht erst bis zur Landung geschafft und lagen als rauchende Wracks im Wasser und im Sand. Die Überlebenden hechteten über den Strand und sammelten sich an den Schutz bietenden Raumschiffüberresten. Die gegnerischen Truppen hatten sich am steilabfallenden Deich eingegraben und mussten einfach nur drauflosballern. Einige wenige AT-ST Läufer boten etwas Gegenwehr. Am Horizont erkannt Corvus einen unablässigen Strom von Transportern der Sentinel- und der veralteten CR20-Klasse. Die schiere Masse an Bodentruppen würde wohl den Sieg bringen. Doch zu welchem Preis. Die teuren Tie-Bomber wurden zurückgehalten, denn dem imperialen Aufklärungsdienst zu Folge, gab es genügend Flugabwehr um zu garantieren, dass sie nicht durchkommen würden.

Corvus verließ der Mut. Der Dienst in der imperialen Infanterie war bisher wie ein Traum, aus dem er nicht aufwachen wollte. Kameradschaft, Respekt, Ordnung – Sein Leben folgte endlich einem größeren Plan. Doch von einem Augenblick auf den anderen war der gesamte Glanz verschwunden und sein Dreckklumpen von Heimatplanet, Andooweel, erschien ihm plötzlich wie das Paradies. Alle seine Freunde waren auf die Akademie gegangen und so war er ihnen gefolgt. Er träumte von fantastischen Dingen und Abenteuern und vielleicht würde er sogar irgendwann einmal einen Jedi zu Gesicht bekommen. Sein Großvater hatte stets Geschichten aus den Zeiten der Republik erzählt und die Legenden über den Jedi-Orden und ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten waren zahlreich.

Allerdings nahm niemand außer Corvus die Erzählungen des Alten für voll und so wurde er oft mit seinen Träumereien aufgezogen. Während die Laserblitze an ihm vorbei zuckten und sein Leben auf dem Spiel stand konnte er das nur allzu gut nachvollziehen. Die Realität sah ganz anders aus. Aufbrandender Jubel riss ihn aus seiner Lethargie. Die Sturmtruppen, die er sehen konnte hatten ihre Aufmerksamkeit auf eine der Befestigungsanlagen gerichtet und deuten aufgeregt in dessen Richtung. Als Corvus vorsichtig hinter seiner Deckung hervorspähte sah er nur noch wie ein Soldat mit orangener Schulterklappe im Hechtsprung in Deckung flog. Im gleichen Moment erschütterte eine heftige Explosion den Strand. Der Bunker explodierte in einem gleißenden Feuerball. Der Offizier hatte eine Sprengladung angebracht.

Neuer Mut ergriff nicht nur von Corvus, sondern von allen Truppen in Sichtweite Besitz. Überall verließen die Soldaten ihre geschützten Positionen und stürmten auf den Durchbruch in der Verteidigungslinie zu.

Ein Feuergefecht brach über den Trümmern der Verteidigungsanlage aus. Zum ersten Mal sah Corvus in das Antlitz seiner Feinde. Im Gegensatz zu den völlig einheitlichen imperialen Truppen bildeten die Soldaten der Rebellen einen bunten Haufen. Keiner trug die gleiche Ausrüstung wie sein Nebenmann und nur die wenigsten verfügten über einen vollständigen Rüstungsschutz. Hier fehlte eine Beinschiene und da ein Schulterpanzer. Auch die Bewaffnung war so unterschiedlich wie größtenteils veraltet. Selbst Projektilwaffen waren darunter. Corvus zuckte, als ein Schuss einer solchen Waffe ihn direkt auf die Brust traf. Sie war aber zu schwach um seinen Panzer zu durchbrechen. Wütend wollte er das Feuer erwidern, doch er hatte seine Waffe schon im Wasser verloren. Geduckt suchte er das Schlachtfeld nach einer Waffe ab, die sein Besitzer nicht mehr brauchte. Letztlich griff er sich den Repetierblaster eines gefallenen Kameraden.

Endlich waren alle inneren Stimmen und Gedanken verstummt und Corvus war in seinem Element. Dies war wofür er ausgebildete wurde. Mit grimmiger Entschlossenheit spurtete er den Deich hinauf und kämpfte an vorderster Front, in mitten seiner Brüder gegen die Abtrünnigen. Die unzähligen Schüsse aus dem Schnellfeuergewehr schüttelten ihn durch, doch diese Belastung war nicht neu für ihn. Präzision war nicht wichtig und so feuerte er blindlings Salve um Salve in die Linien seiner Feinde. Einige Zeit wogte der Kampf hin und her, doch letztlich gewannen die Imperialen die Oberhand. Geschlossen rückten sie vor und Corvus ließ sich etwas zurückfallen um Luft zu schnappen. Bevor sie die Kuppe erreichten, kam der Vormarsch abrupt zum Halten. Während der junge Andooweelianer sich noch wunderte, wurden die vordersten Sturmtruppen urplötzlich meterweit durch die Luft geschleudert. Der Rest der Truppe wich einen Schritt zurück und dann sah er sie:

„Jedi“, flüsterte Corvus ehrfürchtig.

Drei Gestalten in braunen, wallenden Kapuzenmänteln waren auf den Trümmern der Verteidigungslinie aufgetaucht. Einen Moment lang stand die Welt still und niemand rührte sich. Eine magische Aura umhüllte die Neuankömmlinge. Die Mischung aus Frieden und Autorität, die sie ausstrahlten, beeindruckte Corvus zutiefst. Dann glitten die Mäntel der drei Jedi von ihren Schultern und gleichzeitig blitzten ihre Schwerter auf. Zwei Menschen, einer mit blauem, einer mit grünen Lichtschwert und ein Vultani mit gelber Klinge gingen zum Angriff über. Von Frieden war nun nicht mehr viel geblieben.

Keine der Geschichten seines Großvaters waren übertrieben gewesen. Mit ungemeiner Schnelligkeit, Agilität und Effizienz pflügten sie durch die Reihen der Sturmtruppen. Blasterschüsse prallten wirkungslos an ihren Klingen ab und wurden dem, ein oder anderen Schützen selbst zum Verhängnis. Mit einer Mischung aus Faszination und Verachtung stürzte sich Corvus ins Getümmel. Trotz ihrer glorreichen Fähigkeiten hatten die Jedi in den Klonkriegen die Republik verraten und ihr wahres Gesicht gezeigt. Sie hatten keine Gnade zu erwarten.

Trotz der großen Menge an imperialen Soldaten hielten die Rebellen mit Hilfe der Jedi-Ritter ihre Stellung. Der Kampf tobte mit unbeschreiblicher Heftigkeit. Laserblitze zuckten durch die Luft, die Schreie der sterbenden waren allgegenwärtig, Befehle wurden gebrüllt und immer wieder explodierten Granaten. Corvus hatte das Repetiergewehr mittlerweile gegen eine Blasterpistole und eine Vibroklinge getauscht, die er auf dem Schlachtfeld aufgelesen hatte. Er war festentschlossen sich den Jedi Mann gegen Mann zu stellen und sein Wunsch sollte in Erfüllung gehen. Ein Thermaldetonator riss eine Lücke in die Reihen der Kämpfenden und eröffnete eine freie Bahn auf einen der menschlichen Jedi. Die Frau trug eine Scout-Panzerung und ihr blaues Lichtschwert erfüllte mit seinem Surren die Umgebung. Corvus zögerte keine Sekunde und stürmte mit einem Brüllen auf die Kämpferin zu, die ihm ihren Rücken zuwandte. In Gedanken bohrte der Sturmtruppler ihr schon sein langes Vibromesser durch den Körper. Doch als er bis auf zwei Schritte an sie herangekommen war, machte die Verräterin eine blitzschnelle Drehung und ihr Fuß landete krachend an Corvus Kopf. Schmerzhaft landete er auf den Boden. Er wusste gar nicht wie ihm geschehen war.

„Wie… wie… wie konnte sie?“ stammelte er.

Corvus war überzeugt von seinen Fähigkeiten, immerhin hatte er die Akademie als einer der Besten abgeschlossen. Es dauerte einen Moment bis er die Benommenheit abgeschüttelt hatte. Trotz keimte in ihm auf. So konnte er das nicht stehen lassen.

„Das war doch nur ein Glückstreffer“, redete er sich ein, während er durch seine defekte Helmoptik beobachtete, wie die Jedi-Dame zwei weitere Kameraden niederstreckte.

Wütend rappelte Corvus sich auf und nahm seinen Helm ab. Mit voller Wucht schleuderte er ihn der Verräterin entgegen und setzte zu einem neuerlichen Angriff an. Doch diesmal erwartete sie ihn. Den Helm wehrte sie mit einer beiläufigen Geste ihrer Hand ab, bevor er überhaupt in ihre Nähe kam. Das Lichtschwert zuckte vor und hätte den Imperialen wohl enthauptet, hätte dieser nicht blitzartig seine Vibro-Klinge hochgerissen. Verdutzt stellte Corvus fest, dass seine Waffe dem Angriff Stand gehalten hatte. Grinsend richtete er sich an seine Gegnerin:

„Ist das alles was du zu bieten hast?“

Die Frau ging nicht auf die Provokation ein und setzte ihre Angriffe unbeeindruckt fort. Mit Mühe und Not konnte der Andooweelianer die Schwerthiebe parieren oder ihnen ausweichen. Mehr wollte er für den Moment auch gar nicht. Stattdessen beobachtete Corvus aufmerksam die Bewegungen seines Gegenüber. Sie folgten einer Art Choreographie und schienen sich in einigermaßen regelmäßigen Abständen zu wiederholen. Freudig erkannt der Sturmtruppler eine Schwachstelle.

Unvermittelt verließ er seine rein passive Position und stürmte vor. Er machte eine Körpertäuschung nach links, tauchte rechts unter dem Schwerthieb ab und stand direkt vor der Jedi. Mit all seiner Kraft stieß er sein Messer in den Bauch der Rebellin. Kurz hielt er die Spannung aufrecht, dann erlosch die Laserklinge und der Körper seines Opfers erschlaffte. Leblos sank die Jedi zu Boden. Triumphierend sah er zu der gefallenen Gegnerin hinab.

Plötzlich durchzuckte ihn ein brennender Schmerz und Corvus konnte sich nicht länger auf seinen Beinen halten. Der Soldat sank auf die Knie und stützte sich mit der Klinge des Vibromessers am Boden ab. Dann entdeckte er den Grund für seine Schmerzen: Das blaue Lichtschwert hatte ein verrußtes Loch in seiner Brust hinterlassen.

„Ach, verdammt“ seufzte Corvus bevor das Leben endgültig aus seinem Körper entwich.


(Aus technischen Gründen steht unter diesem Text, dass der Inhalt unter GDFL fällt. Das ist nicht korrekt, die Rechte am Text liegen beim Urheber.)